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Der Assistenzhund

Ein Assistenzhund ist ein medizinisches Hilfsmittel, das die Behinderung seines Besitzers ausgleichen oder deren Auswirkungen abmildern soll. Assistenzhunde können Menschen mit unterschiedlichen  Behinderungen unterstützen. Grundsätzlich werden sie in vier Untergruppen eingeteilt:

  • Blindenführhund
    Der Blindenführhund ist der bekannteste Assistenzhund und wird als einziger durch die gesetzliche Krankenversicherung finanziert. Seine Aufgabe ist es seinem Menschen bei der Fortbewegung zu helfen, indem er Hindernisse umläuft die sich auf dem Weg befinden oder Bordsteinkanten,  Stufen, Ampel, Sitzgelegenheiten und Zebrastreifen anzeigt. Außerdem folgt er anderen Menschen, die seinem Besitzer den Weg zeigen wollen. Manche Blindenführhunde heben zum Beispiel auch Gegenstände auf, die auf den Boden gefallen sind oder drücken Knöpfe an Aufzügen und Ampeln oder bringen das Telefon. Jeder Hund wird speziell für die Bedürfnisse seines Besitzers ausgebildet, sodass ihre Aufgaben variieren.
     

  • Mobilitätsassistenzhund
    Diese Assistenzhunde unterstützen Menschen deren Mobilität eingeschränkt ist. Das sind nicht nur Rollstuhlfahrer, sondern auch Menschen denen Gliedmaßen amputiert wurden, die eine Teillähmung haben oder die sich aufgrund einer fortschreitenden Erkrankung nicht mehr gut bewegen können. Sie helfen indem sie Türen, Schubladen und Schränke öffnen und schließen oder Gegenstände aufheben. Sie assistieren beim Einkaufen, indem sie Produkte, die für ihre Besitzer unerreichbar sind, apportieren und in den Einkaufswagen legen. Sie können behilflich beim An- und Ausziehen sein, Dinge die sie mit Namen kennen für ihren Besitzer holen, im Notfall Alarm schlagen, Müll wegbringen usw. Auch hier ist die Ausbildung sehr speziell auf die Bedürfnisse des Besitzer abgestimmt. So ist es für den einen Menschen sehr hilfreich, wenn der Hund ein Pflaster von der Haut entfernen kann, was für einen anderen Menschen völlig überflüssig sein kann.
    Mobilitätsassistenzhunde deren Besitzer laufen können, tragen manchmal ein sogenanntes Stützgeschirr. Daran kann sich der Mensch beim Laufen festhalten. Es darf nur eingesetzt werden, wenn sichergestellt ist, dass sich der Mensch nicht mit seinem vollen Körpergewicht auf den Hund stützt. Viel mehr geht es darum, dass der Mensch einen gleichmäßigen Zug nach vorne spürt, da dies vor Allem Menschen mit Gleichgewichtsstörungen enorm beim Laufen hilft. Diese Tätigkeit kann nicht durch einen Rollator oder Krücken ersetzt werden.

     

  • Warn- und Anzeigeassistenzhund
    Hier geht es vor allem darum, dass der Assistenzhund bestimmte Dinge anzeigt. Das können sowohl körperliche Veränderungen, aber auch Geräusche sein. Das Anzeigen von Geräuschen hilft gehörlosen Menschen wichtige Informationen zu erhalten. Typische Geräusche sind hierbei Feueralarm, Martinshorn, der Name des Besitzers, Autos und Radfahrer, die sich von hinten nähern, Gegenstände, die aus der Tasche auf den Boden fallen, Türklingeln und der Wecker. Bei der Anzeige von körperlichen Veränderungen geht es darum, dem Menschen durch die frühzeitige Anzeige Zeit zu geben Gegenmaßnahmen einzuleiten. Bei Diabetikern wird der zu hohe oder zu niedrige Blutzucker angezeigt, das gelingt dem Hund sogar schneller und zuverlässiger als modernen Messsystemen. Bei Epileptikern wird vor einem drohender Krampfanfall gewarnt. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von seltenen Erkrankungen, bei denen es hilfreich ist frühzeitig über körperliche Veränderungen informiert zu werden. Neben der Anzeige lernen die Assistenzhunde auch was im Notfall zu tun ist z.B. ein Alarmknopf drücken, Medikamente bringen, Bellen bis Hilfe kommt und selbst dann bei ihrem eventuell bewusstlosen Besitzer zu bleiben, wenn es in der Nähe das tollste Spielzeug, den liebsten Hundefreund oder das leckerste Futter gäbe.
     

  • Assistenzhund für psychosoziale Beeinträchtigungen 
    Es gibt psychische Erkrankungen die trotz Therapie nicht vollständig geheilt werden können oder generell lebenslang bestehen. In solchen Fällen kann ein Assistenzhund eine große Unterstützung sein, er darf jedoch niemals als Alternative oder Ersatz für psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung gesehen werden. Typische Erkrankungen bei denen solche Hunde eingesetzt werden sind z.B. Autismus, komplexe posttraumatische Belastungsstörungen und andere Traumafolgestörungen. Die Aufgaben des Hundes beinhalten die Anzeige von Stress, um ihre Besitzer davor zu schützen durch zu viel Stress in psychische Ausnahmesituationen zu geraten, da diese oft nur eine eingeschränkte Wahrnehmung diesbezüglich haben. Sollte es dennoch zu einer solchen Situation kommen, bringen die Assistenzhunde ihre Besitzer an einen ruhigen Ort, holen Notfallmedikamente, leisten seelische Unterstützung und beruhigen durch Körperkontakt. Vorbeugend können sie auch dazu eingesetzt werden Platz zwischen ihren Besitzern und fremden Menschen zu schaffen. Manche Menschen mit einer psychischen Erkrankung haben große Orientierungsschwierigkeiten. In solchen Fällen kann der Hund auch zum Ausgang führen, seinen Menschen nach Hause bringen oder andere Führaufgaben übernehmen.

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Assistenzhund bringt Müll weg
Assistenzhund zeigt eine Straße an

Rechtliche Rahmenbedingungen

Seit dem Jahr 2022 gibt es ein Gesetz, welches Zugangsrechte, Ausbildung und Prüfung von Assistenzhunden regelt. Die dazugehörige Rechtsverordnung findet man unter: BMAS - Assistenzhundeverordnung

 

Die wichtigsten Punkte sind: 

Die Anforderungen an den Hund:

Der Hund muss gesundheitlich geeignet sein, damit er seinem Besitzer viele Jahre helfen kann und sich die aufwändige Ausbildung „lohnt“. Dies wird über eine Gesundheitsüberprüfung festgestellt. Darüber hinaus muss der Hund sozialkompetent sein und sich im in Kontakt mit Menschen, Artgenossen und anderen Tieren angemessen verhalten. Zudem muss er eine hohe Stress- und Frustrationstoleranz haben und sich über längere Zeiträume hin konzentrieren können. Schreckhafte oder ängstliche Hunde sind nicht für die Ausbildung geeignet. Ebenso wichtig ist eine hohe Kooperations- und Gehorsamkeitsbereitschaft zur Bezugsperson. Jagdtrieb oder ausgeprägtes Territorialverhalten sind keine erwünschten Eigenschaften bei Assistenzhunden.
Ausgeschlossen sind Hunde, die für die Jagt oder als Schutz- oder Wachhunde ausgebildet worden sind oder zur Zucht eingesetzt wurden. Herdenschutzhunde sind generell ausgeschlossen. Sind alle Kriterien erfüllt, stellt die Ausbildungsstätte das Ergebnis der Eignungsprüfung mit Begründung im Ausbildungsnachweis fest.

Die Anforderungen an den Hundehalter:

Spätestens bei der Bedarfsprüfung durch die Ausbildungsstätte wird geprüft, ob der potentielle Hundehalter die Voraussetzungen des § 3 Behindertengleichstellungsgesetz erfüllt und den Assistenzhund benötigt, um ihm selbstbestimmte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, erleichtern oder der Hund behinderungsbedingte Nachteile ausgleichen kann. Es wird zusätzlich geprüft, ob der potentielle Hundehalter ggf. mit Hilfe in der Lage ist, sich gut um einen Hund zu kümmern. Das Ergebnis wird im Ausbildungsnachweis festgehalten.

Die Ausbildung:

Das Antrainieren der Dienstleistungen wird entweder durch eine Ausbildungsstätte durchgeführt oder durch die Besitzer selbst in Begleitung durch eine Ausbildungsstätte.

Im Training muss Vertrauen im Mensch-Hund-Team aufgebaut werden, damit der Mensch den Hund kontrollieren kann und das Verhalten des Hundes deuten und angemessen reagieren kann. Die Hilfeleistungen müssen bedarfsgerecht trainiert werden und der Mensch muss den Hund auch außerhalb der „Servicezeiten“ angemessen beschäftigen können.

Unabhängig ob eine Selbst- oder Fremdausbildung erfolgt, muss die Schulung der Zusammenarbeit durch die Ausbildungsstätte erfolgen. Diese Schulung dauert mindesten 60 Stunden und muss verteilt auf mindestens 4 Wochen stattfinden.

Die Prüfung:

Zur staatlichen Assistenzhundeprüfung werden nur Hunde aus zertifizierten Ausbildungsstellen zugelassen. Die Prüfung dauert mehrere Stunden und umfasst Grundgehorsam, Umweltsicherheit, Sozialverträglichkeit und die spezifischen Serviceleistungen. 

Assistenzhund beim Kontaktliegen
Assistenzhund beim Abschirmen
Assistenzhund hebt Handy auf
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